
Outdoorkocher – Wer die Wahl hat, hat die Qual!
22. September 2014Benzin, Gas oder doch Spiritus?
Wer denkt, mit der Entscheidung für ein Zelt, Schlafsack oder für die richtige Bekleidung, sind schon alle Entscheidungen gefallen, der hat die Outdoorküche übersehen. Nirgendwo sonst kann man so schön fachsimpeln und wie in Schulzeiten experimentieren. Man blickt allgemein auf Kochzeiten, Gewicht und Brennstoffverbrauch beim Kocher bzw. auf mögliche Beschichtung, Gewicht & Volumen beim Kochset. Nicht aus den Augen verlieren sollte man aber auch sein Reiseziel und sogar das Wetter, denn auch dies kann die Kocherwahl beeinflussen. Ein Kochervergleich ist somit sicherlich das umfangreichste Thema im Trekkingbereich. Natürlich gibt es auch noch Holz- & Festbrennstoffkocher bzw. das Flameless-Cooksystem, wir schauen aber hier mal auf die gängigen Kocher für Trekkingreisen.

Kochen mit dem Esbit-Trockenbrennstoff – Als Kocher im Einsatz das Esbit 2 in 1 Kochsystem mit dem Vargo BOT Bottle Pot als Kochtopf
Die Kocher-Trends: Kleiner und leichter…
Schlägt man alte Workbooks auf und vergleicht diese mit heutigen Modellen, so kann man den Trend zum immer leichter werdenden Kocher entdecken. Es ist sicherlich der „Ultralight-Trekking“ Bewegung zu verdanken, dass man sich heutzutage mit so einer Vielzahl an Kochern beschäftigen kann und die Kochermarken ihre Modelle immer mehr diesem Trend anpassen. Hatten z.B. die Primus Aufsatzkocher eine verbaute Piezozündung, so wurde diese in der Vergangenheit für die noch leichtere Version entfernt. Heutzutage werden aber nicht nur Bauteile entfernt, sondern von vornherein zu leichteren Materialien gegriffen und z.B. eine Version mit Titan angeboten. Die Kocher werden aber nicht nur leichter, sondern vor allem auch kleiner im Packmass. Ebenfalls bei einem Aufsatzkocher konnte man beim Optimus Crux für ein kleineres Packmass den Brennerkopf umklappen, nun gibt es von EOE, den Lithium Kocher, der zusammengeklappt kaum größer ist, als der eigene Daumen. Kochermarken, wie Esbit und Trangia, die eigentlich seit sehr vielen Jahren absolute Klassiker angeboten haben, präsentieren nun ebenfalls Kocher, die klein zerlegt werden können oder als Titan-Dreibein ein Bruchteil des „großen Bruders“ wiegen und so auch weniger Platz im Kochset in Anspruch nehmen. Dieser Trend lässt sich in allen Kocherklassen erkennen und ist so wahrlich kein typisches Phänomen mehr beim Gaskocher.

Kleiner und leichter werden die Kocher überall, hier im Bild der MSR® MicroRocket auf der OutDoor. Der inzwischen kleinste und leichteste Kocher von MSR
Klein & Leicht = Die beste Wahl?
Man ist vielleicht geneigt zu sagen, dass der leichteste und kleinste Kocher auch der Beste Kocher ist. Auf Trekkingtouren sollte man aber auch nicht die Effizienz der Kocher aus den Augen verlieren. Gerade das über Wochen mehrmals tägliche Kochen kann sich neben den beiden Kriterien wie Gewicht und Größe auch bemerkbar machen. Gut beobachten kann auch hier den Trend zu einem geschlossenen System, bestehend aus Kocher und Kochset. Anschauen sollte man sich die Eta-Serie von Primus, vergleichbar mit dem Trangia Konzept nur mit Wärmetauscher ausgestattet und statt zwei, nur mit einem Kochtopf bestückt. Ebenso sind die Systeme von Jetboil und MSR eines Blickes wert. Gemeinsam haben diese genannten Systeme, dass sie im Verbund aus Kocher, Topf und Windschutz ein energiesparendes System entstehen lassen. Es ist die Effizienz, die hier im Mittelpunkt steht und wenn man auf Tour mit möglichst wenig Energieverlust kocht und dabei Brennstoff spart, kann man auf der Zielgraden sogar noch an dem ein oder anderen ultraleicht Kocher vorbei ziehen. Unterm Strich muss man sagen, dass nicht allein der Kocher die Entscheidung zur passenden Outdoorküche beeinflusst, sondern eben auch der zu benutzende Topf (möglichst mit Wärmetauscher) und das Vorhandensein eines Windschutzes. Es gibt aber auch Kocher, die konstruktionsbedingt ohne Windschutz auskommen. Hierbei liegt der Brennerkopf in einer Mulde und ist somit nicht dem Wind ausgesetzt. Der Soto Windmaster ist aber auch wieder ein Aufschraubkocher, der sich nicht für jedes Kochverhalten eignet.

Leicht und klein, trotz niedrigem Schwerpunkt und großer Auflagefläche, der EOE – Eifel Outdoor Equipment Palladium zusammen mit einem Snow Peak Trek 1400 Topf
Was für ein Kochtyp ist man(n)?
Jeder Kocher hat seine Vor- und Nachteile. Nicht nur die Leistung, sondern schon die baubedingten Eigenschaften sollten berücksichtigt werden. Man sollte sich die Frage stellen, was bin ich für ein Kochtyp auf Tour und wie schaut dort meine Verpflegung aus? Es gibt grob zwei Möglichkeiten zu antworten, die erste Antwort wäre der „Tüte-aufriss-Typ„, die zweite Möglichkeit wäre der Gourmet. Mag man z.B. auch auf Tour nicht auf das Kochverhalten ähnlich dem Kochen in der heimischen Küche verzichten, so ist man der Gourmet, der ebenso auf Trekkingtouren umfangreich im mitgeführten Kochtopf kochen mag. Stehen jedoch eher die Trekkingmahlzeiten auf dem Speiseplan, so kann dies die Kocherwahl sehr einfach erscheinen. „Gourmets“ sollten für ausgiebiges Kochen eher Aufsatzkocher meiden, da die hohe Konstruktion dieser Kocher die Standfestigkeit des Turms beeinflusst. Sie eignen sich mit Blick auf die meist kleinere Auflagefläche eher für kleine Töpfe, da ansonsten der große Kochtopf leicht vom Turm kippen kann. Ebenso ist die Hitze des Brenners eher in der Mitte zu finden, was sich ebenso auf die Kochzeit auswirken wird.

Flammenbild direkt mittig unter dem Snow Peak Trek 900 Topf beim EOE – Eifel Outdoor Equipment Titanium Aufschraubkocher
Für das „richtige Kochen“ benötigt man wiederum größere Töpfe und so wäre ein Kocher mit niedrigem Schwerpunkt wie bei einem Kocher mit Schlauchführung dafür besser geeignet. Stehen nur die Tütenmahlzeiten auf dem Speiseplan ist man wiederum in der Luxusposition, dass man dafür nur Wasser kochen muss, da die eigentliche Zubereitung in der Tüte stattfindet. Für Tourengeher, die schnell ihr Wasser für Getränke und Tütennahrung erhitzen wollen kann der Topf auch schon mal eine Tasse aus Titan und der Kocher einer dieser Aufschraubkocher sein. Nicht wenige nutzen auf langen Touren z.B. diese aufeinander abgestimmten Spezialsysteme, wie eben der MSR Reactor oder die Jetboil Kocher.
Wohin geht die Reise?
Fast immer mit einem Gaskocher..
Grundsätzlich sind Gaskocher ideal, sofern es auf Tour nicht zu kalt ist oder man im Reiseland erwartungsgemäß Probleme bei der Kartuschenversorgung haben könnte. Brennstoffe sind „leider“ im Flieger nicht erlaubt, daher sollte man bei der Tourvorbereitung auch immer klären, wo man bei seiner Ankunft Gaskartuschen erwerben kann. Die verschiedenen Kartuschenarten kann man dabei direkt auf das gängige Schraubgewinde reduzieren, da z.B. die Kocher passend zum Campingaz System eher Campingkocher sind und weniger zu einer Trekkingtour passen. Für Stech- und Campingaz Kartuschen gibt es aber auch Adapter, so dass man diese Kartuschen auch mit einem Standard-Gaskocher verwenden kann.

Egal wohin die Reise geht, von Markill bzw. Edelrif gibt es für Stech- und Campingazkartuschen die passenden Adapter. Hier im Test, der Edelrid Opilio Gaskocher zusammen mit dem Snow Peak Trek 900
Allgemein betrachtet sind Gaskocher für viele Interessenten wohl die beste Wahl, da sie im Handling sehr einfach sind. Es gibt kein Ruß, wie beim Spiritus- oder Benzinkocher, im Vergleich zu anderen Kocherarten sind es die sichersten Kocher und sie bieten dabei auch die einfachste Bedienung im allgemeinen Kochervergleich. Gaskocher haben aber den Nachteil, dass sie bei Kälte an Leistung verlieren, was man wiederum bei Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad unter null beobachten kann. Der Druck in der Kartusche lässt bei Kälte nach und so sind Aufschraubkocher schnell am Limit. Nun gibt es zwar auch hier den Trend zu entdecken, dass es z.B. bei Primus der Jahreszeit/Temperatur angepasste Gasmischungen (mit höherem Propangasanteil) gibt, wie gut sich diese jedoch auf die Leistung auswirken, haben wir selber noch nicht auf Tour getestet. Es gibt aber gerade bei Gaskochern mit Schlauchführung Kocher, die den 4-Jahreszeiteneinsatz versprechen. Beim Optimus Vega, einem Kocher mit Flexleitung kann die Kartusche kopfüber gestellt werden, so dass das Gas trotz Druckverlust raus fließen kann. Spezialsysteme, wie z.B. der MSR Reactor besitzen einen internen Druckregler und kompensieren nachweislich ebenfalls den Druckverlust bei Kälte trotz der Turmkonstruktion. Ansonsten heißt es hier nur, Kartusche ab in den Schlafsack oder unter die Daunenjacke und sie so für das nächste Kochvergnügen erwärmen.

Egal wohin die Reise geht, der MSR WhisperLite Universal ist als Mehrstoffkocher bereit für das Kochen mit Gaskartuschen und Flüssigbrennstoff
Bei Wintertouren und in fernen Regionen – Multifuel
Für reine Wintertouren sollte man sich jedoch mal die temperaturunempfindlichen Mehrstoffkocher anschauen. Ein weiterer Vorteil ist ihre Vielseitigkeit, da die Benzinkocher auch wahlweise mit Gas, Petroleum, Kerosin oder Diesel betrieben werden können. Nur das klassische Benzin von der Tankstelle sollte man bei einer Wahl vermeiden. Reinbenzin (z.B. Primus Powerfuel) ist zwar teurer, erleichtert jedoch nicht nur die Bedienung, sondern verlängert die Lebenszeit der Kocherbauteile. Divenhaft und wartungsreich sind sie jedoch im Betrieb. Es gibt aber auch Multifuelkocher z.B. der Optimus Nova, bei denen die Reinigung der Düsen durch eine magnetische Reinigungsnadel stark vereinfacht wurde. Kochen mit dem Mehrstoffkocher erfordert im Kochervergleich etwas Übung, da man sie vorheizen muss, jeweils nach jedem Kochen leerbrennen lassen und im sogar im Anschluss immer wieder reinigen muss. Dichtungen und Wartungsset sollten darüber hinaus auch stets auf Tour dabei sein. Nun könnte man meinen, dass dies alles Nachteile sind, gleichzeitig ist seine Vielseitig Trumpf, da man seine Brennstoffe auch in nahezu jeder Gegend irgendwie beschaffen kann.
Isst du schon oder kochst Du noch? – Spirituskocher

Spiritus kann auch leicht sein, das Caldera Cone Konzept mit einem Esbit Titantopf und Spiritus Dosenkocher innerhalb des Kegels.
In Skandinavien als Klassiker seit Jahrzehnten etabliert, ist der auf vielen Touren bewährte Sturmkocher von Trangia. Auch wenn es ihn inzwischen mit Gaskochereinsatz oder als Multifuel gibt, so war zu seinen Anfängen ein Spirituskocher mit Deckel im Innern. Seine Beliebtheit ist sicherlich auch darin begründet, dass in Europa Spiritus fast überall erhältlich ist und so steht lediglich die lange Kochzeit durch seinen Brennstoff dem Trangia im Weg. Verglichen mit einem Gaskocher ist der Spirituskocher unterlegen. Immer mehr gefragter wird der Spirituskocher aber dadurch, dass man ihn z.B. als Dosenkocher auch sehr einfach selber herstellen kann. Übersehen sollte man jedoch nicht, dass auch hier der Kocher rußt, man die richtige Menge Spiritus herausfinden muss und ebenso im Einsatz als Dosenkocher den Kocher nach jedem Kochen leerbrennen lässt. Es hat sich aber auch hier einiges getan, denn mit dem Caldera Cone System ist es effizienter und auch für Grammjäger ein Klassiker geworden, die sonst das schwerere Trangia Set gemieden haben. Es wird also spannend, ob und wie der Spirituskocher zu alter Beliebtheit gelangt.

Sparsam kochen mit dem Primus Eta Spider. Kocher, Topf mit Wärmetauscher und Windschutz sind aufeinander abgestimmt
Wer die Wahl hat, hat die Qual! – Fazit unseres Kochervergleichs
Jede Kocherart hat natürlich auch Vor- und Nachteile und so hat man die Qual der Wahl, zwischen Gas, Benzin und Spiritus.
Kälteempfindlich steht der einfachen Bedienung beim Gaskocher gegenüber. Das divenhafte Wesen und komplizierte Handling wiederum der Vielseitigkeit und Einsatzbereitschaft auch unter extremsten Bedingungen beim Mehrstoffkocher. Spirituskocher sind in der Bedienung zwar leichter als ein Multifuel, besitzen von allen Kochern wiederum die längere Kochzeit.
In der Regel ist man als Anfänger mit einem Gaskocher perfekt beraten. Betrachten sollte man jedoch, wie man später auf Tour kochen mag. Gehen die Touren mehr in den Winter hinein oder mag man Touren in den entlegensten Regionen der Erde planen, so sollte man sich Gedanken über einen Mehrstoffkocher machen. Spiritus wäre eine gute Alternative zum Gaskocher, man sollte sich jedoch mit dem Umgang des Kochers genauso wie beim Multifuel vertraut machen und nicht vergessen, dass man nicht eben fix einen Kaffee oder Suppe kochen kann, sondern das Kochen mit einen Spirituskocher deutlich zeitintensiver sein wird.

Seit Jahrzehnten ein Klassiker, das Trangia Kochset mit zwei Töpfen, Spiritusbrenner, Windschutz und Teekanne
Im nächsten Teil unseres Ratgebers zum Thema Outdoorküche schauen wir auf die verschiedenen Arten, die es im Bereich der Töpfe und Kochsets gibt.